Berlin, das bedeutet eine Städtereise der Superlative. Berlin ist riesig, Berlin ist imposant, Berlin ist nachhaltig beeindruckend. Berlin an einem einzigen Wochenende erkunden zu wollen ist ein unmögliches Unterfangen, aber selbst wenn es das nicht wäre, Berlin macht süchtig nach mehr! So ist für mich heute schon klar, ich komme wieder! Denn es gibt noch so vieles zu entdecken und einiges, dass ich wiedersehen möchte.
Bereits bei der Ankunft bin ich beeindruckt von der Größe dieser Stadt und den architektonischen Prachtbauten, die überall aus der „gewohnten“ Bebauung herausragen. Schnell wird mir klar, die Dauer meines Aufenthaltes wird nicht ausreichen, um all das zu erkunden.
Da ich mir zunächst immer gerne einen Überblick verschaffe, möchte ich meine Erkundungstour mit einer Stadtrundfahrt beginnen. Im Hüttenpalast – meinem Quartier, rät man mir, mit der U-Bahn bis zum Alexanderplatz zu fahren, um dort mit einer der Busgesellschaften die Stadtrundfahrt zu starten. Hört sich einfach an und mit der Berlin-Welcome-Card bin ich ja zum Glück super mobil – ich mache mich also auf den Weg …
Wenn ich an dieser Stelle eine Erkenntnis meiner Berlinreise weitergeben darf, dann möchte ich hier die eindringliche Warnung aussprechen: „Fragt niemals in Berlin nach dem Weg! Haltet Euch an Euren Stadtplan und den Verbindungsplan für die U-Bahn.“ … Verwerft einfach diesen Gedanken! … Denn entweder trefft Ihr gar keine „Berliner“, sondern „nur“ Touristen oder ihr müsst feststellen, dass diese in ihrer Stadt ebenso ahnungslos herumzuirren scheinen, wie Ihr selbst. Dummerweise geben sie das aber nicht zu, sondern schicken einen stattdessen mit einer beneidenswerten Selbstsicherheit irgendwo ins Nirgendwo. Vergesst es also einfach! ;-:
Irgendwann habe ich die Busse am Alexanderplatz dann aber doch noch gefunden und meine Stadtrundfahrt gestartet. Mein Tour-Guide war klasse. Er hat nicht nur alles Wichtige über Berlin und Berlins Geschichte erzählt, zwischendurch hat er seine Gäste auch noch mit einem Berliner Liedchen überrascht, dass er mal eben so daher geträllert hat und das war mal richtig gut.
Nach de Stadtrundfahrt, bzw. auch zwischendurch habe ich die Stadt dann zu Fuß erkundet. Und hier sind meine Eindrücke:
Über das Rote Rathaus bin ich auf meiner Suche nach den Stadtrundfahrt-Bussen mehr oder weniger zufällig gestolpert. Interessant an diesem Gebäude sind die Skulpturen auf der Außenwand, denn sie erzählen bedeutende Teile von Berlins Stadtgeschichte. Gegenüber finden zurzeit gerade Ausschachtungen statt, für eine neue U-Bahn Linie. Dabei wurden einige Kunstwerke und Skulpturen gefunden, die im Nationalsozialismus als sogenannte „entartete Kunst“ verboten und dort vergraben wurden. Was für ein glücklicher Zufall, dass sie auf diese Art und Weise wiedergefunden und gerettet werden konnten.
Den Fernsehturm, als Wahrzeichen Berlins kann man natürlich aus vielen verschiedenen Perspektiven entdecken. Mit seinen 368 m ist er das höchste Bauwerk Deutschlands. In 203 m Höhe gibt es einen Aussichtspunkt, von dem aus man an schönen Tagen bis zu 40 km weit blicken kann.
Das Nikolaiviertel hat mir besonders gut gefallen. Es befindet sich rund um die Nikolaikirche, die viele kulturelle Schätze beherbergt und kostenpflichtig besichtigt werden kann. (Was ich nicht getan habe.) Das Nikolaiviertel ist herrlich nostalgisch. Kleine Geschäfte laden zum gemütlichen Bummel ein und nette Cafés zu gemütlichen Intermezzos bei Café und Kuchen. Ich mag solche Stadtteile sehr, viel lieber als beispielsweise den Potsdamer Platz, der mir viel zu hektisch und geschäftig ist.
Das Brandenburger Tor ist natürlich der Berlin-Klassiker schlechthin. Genial ist es, sich ihm über die Lindenallee zu nähern. Das erzeugt einen richtig schönen Spannungsbogen, wenn man langsam näher kommt.
Rechts vom Brandenburger Tor findet man den „Raum der Stille“, nicht der Einzige seiner Art in Berlin, was in einer Stadt von dieser Größe aber sicherlich auch nicht ganz unbegründet ist. Zweck dieses Raumes ist es, „allen Menschen, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Weltanschauung, Religion und körperlicher Verfassung Gelegenheit zu bieten, einzukehren, eine Weile in Stille Platz zu nehmen, sei es einfach, um zu entspannen, sich von der Hektik der Großstadt zu lösen und etwas Kraft für die Bewältigung des Alltags mitzunehmen, sei es, um sich an diesem geschichtsträchtigen Ort mit seinen düsteren, aber auch hoffnungsvollen Erinnerungen zu besinnen, zu meditieren, zu beten (Förderkreis Raum der Stille, Berlin).“ Wer einen solchen Raum noch nie besucht hat, sollte es einmal ausprobieren! Stille zu erfahren ist immer ein sehr besonderes und beeindruckendes Erlebnis, gerade nach so vielen Eindrücken, wie diese riesige Stadt sie unweigerlich bietet.
Vor dem Brandenburger Tor stehen übrigens in der Regel Fahrrad-Rikschas, mit denen man auch eine Rundfahrt machen kann. Diese bieten natürlich ein noch intensiveres Erlebnis der Stadt, als die herkömmlichen Fahrten mit dem Bus. Ich hab`s gemacht und es war richtig klasse, insbesondere da ich einen wirklich netten und versierten „Fahrer“ hatte, der mir sehr viel erklärt und gezeigt hat. Wenn Ihr also auch eine solche Tour unternehmen möchtet, rate ich Euch, vorher mit Ingo zu telefonieren und einen Termin mit ihm zu vereinbaren – es lohnt sich! Ingos Telefonnummer darf ich hier an Euch weitergeben (!): 0177 – 46 50 17
Natürlich auch ein Klassiker für jeden Berlinbesuch. Die Reichstagskuppel kann nur nach vorheriger Anmeldung besichtigt werden. Das Gebäude erschlägt einen förmlich mit seinem imposanten Erscheinungsbild und der Geschichte, die mit ihm verknüpft ist. Fast noch interessanter ist es, die vielen Besucher zu beobachten, die das Gebäude geradezu stürmen, um es zu besichtigen. Ich finde es immer sehr interessant, quasi einen Schritt zurückzutreten und solche Szenarien einfach eine Weile zu beobachten. Wie viel man in solchen Momenten wahrnehmen kann …
Checkpoint Charlie wollte ich ja unbedingt besuchen und bereits an meinem ersten Abend bin ich mehr oder weniger zufällig darüber gestolpert, als ich zu einem Termin fahren wollte. Viel ist es nicht, was es hier noch zu sehen gibt, aber dieser Ort ist so geschichtsträchtig, dass man einfach nicht umhin kommt, ihn zu besuchen. Ein nachgebautes Kontrollhäuschen ist noch zu sehen und eine Dokumentation zu diesem ganz besonderen Grenzübergang für Diplomaten, an dem es am 25. Oktober 1961 beinahe zum dritten Weltkrieg gekommen wäre. Ich kann mich noch an den Studenten erinnern, der hier angeschossen wurde, und dann, nach einer Stunde Todeskampf, auf dem sogenannten Todesstreifen an seinen Verletzungen gestorben ist. Niemand hat ihm geholfen, obwohl viele ihn beobachtet und somit seinem Todeskampf beigewohnt haben. Ich weiß nicht mehr, wann das genau war und wie alt ich damals war, aber solche Meldungen bleiben im Gedächtnis eingebrannt. Schon merkwürdig, diesen Ort dann ganz real vor sich zu sehen, auch wenn es heute noch schwerer nachvollziehbar ist, was in den Köpfen der beteiligten Menschen vorgegangen sein muss.
Nanika, von NaninkasTravelSpots, hat mir noch den Hinweis gegeben, dass es unweit vom Checkpoint Charlie ein Museum gibt, das Haus am Checkpoint Charlie, das in diesem Zusammenhang sicherlich auch sehr interessant ist. Auch wenn ich selbst nicht dort war, möchte ich es hier dennoch gerne nachtragen.
Die Friedrichstraße muss in früheren Zeiten eine äußerst üble Gegend gewesen sein, wobei übler als das zuvor beschriebene ja eigentlich nicht möglich ist. Heute jedenfalls ist es eine Einkaufsstraße mit vielen Geschäften und Lokalen. Kann man sich mal anschauen, ist meiner Ansicht nach aber nicht wirklich interessanter, als in anderen Städten auch.
Auch der Potsdamer Platz konnte mich ja nicht so wirklich in seinen Bann ziehen. Natürlich ist die Architektur hier besonders beeindruckend, das war`s dann aber auch – zumindest für mich. Erwähnenswert ist vielleicht noch die erste Ampelanlage, die dort noch steht.
Den Gendarmenmarkt hingegen empfinde ich wieder als etwas ganz Besonderes. Ich mag diese alten, romantischen Plätze, auch wenn es sich hier um Nachbauten handelt. – Dennoch ist der Gendarmenmarkt wunderschön. Als ich mir den Platz ansehe, steht gerade ein Sänger auf dem Platz und erfreut die Vorbeigehenden mit seinem Gesang. Zwischen diesen hohen Gebäuden ein ganz besonderes akustisches Erlebnis, das noch einmal eine ganz besondere Atmosphäre schafft – das Glück reist eben wieder mit mir – wie schön!
Auch hier gibt es auch wieder eine Reihe netter Lokale, bei denen man auch draußen sitzen und das besondere Ambiente dieses Ortes bei einem Glas Wein genießen kann. Herrlich, wenn es gerade dämmert und überall kleine Lichter zu sehen sind.
Die Hackeschen Höfe befinden sich unweit vom Alexanderplatz und die solltet Ihr Euch auf gar keinen Fall entgehen lassen! Sehr schöne alte Innenhöfe, in denen sich die verschiedensten Kunsthandwerker, Boutiquen und Lokale angesiedelt haben. Wunderschön zum Durchschlendern und Stöbern. Zumindest die Frauen dürfen sich hier ruhig etwas mehr Zeit einräumen. 😉
In der Nähe der Hackeschen Höfe kann ich Euch gleich mehrere schöne Tipps für eine kleine Pause geben:
Da wäre für den kleinen und großen Hunger zwischendurch schon einmal die Pizzeria Piccola Italia, die ihrem Namen alle Ehre gibt. Angeboten werden hier die unterschiedlichsten italienischen Gerichte, viele davon wahlweise als kleine oder große Portion, zu wirklich zivilen Preisen und sehr schmackhaft zubereitet. Zum Abschluss solltet Ihr auf jeden Fall noch einen Cappuccino genießen, der der schmeckt wirklich original wie in Italien – herrlich! Piccola Italia findet Ihr in der Oranjeburger Straße 6 (gleich neben den Hackeschen Höfen) in Berlin Mitte.
Für eine ausgedehntere Nachmittags-Pause oder vielleicht auch einfach nur zum Kennenlernen empfehle ich Euch auf jeden Fall einen Besuch in der Tadshikischen Teestube, Oranjeburger Straße 27 (im Kunsthof). Hier kann man in einem herrlichen Ambiente die verschiedensten Tee-Spezialitäten genießen – ein wirklich tolles Erlebnis.
Wer danach noch ein paar frisch gebackene Kekse als Wegzehrung braucht, kann diese direkt gegenüber der Teestube in der Keksbäckerei „Keksbank“ kaufen. Dort gibt es sogar einen Keksautomaten, der von der Keksbäckerin ständig frisch bestückt wird.
Für das gemütliche Abendessen möchte ich Euch das Café / Restaurant Ampelmann, in der Burgstraße – Stadtbahnbogen 159-160, empfehlen. Auch hier kann man leckere italienische Küche und ein gutes Glas Wein, mit direktem Blick auf die Spree genießen.
Das war so im Großen und Ganzen mein Berlin-Trip. Mehr wollte ich mir aber auch bei meinem ersten Besuch gar nicht ansehen, denn ich lasse das Erlebte gerne auch eine Weile auf mich wirken und so genügen mir diese Eindrücke für den Anfang.
Für mich sind es vor allem die Gegensätzlichkeit, die in dieser Stadt wie selbstverständlich zusammenzuwachsen scheinen, die Berlins außergewöhnlichen Charme ausmachen. In Berlin Mitte gibt es eine Skulptur, die für die Trennung Berlins während des Kalten Krieges steht. Es kommt nicht zusammen, was eigentlich zusammengehört. Das erscheint heute für mich, den Berlin-Besucher, vollkommen anders und überwunden zu sein – in vielerlei Hinsicht.
So habe ich persönlich in Neukölln keine Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit wahrgenommen, sondern ganz im Gegenteil kam es mir – wie im „Nord-Neukölln Guide“ beschrieben, so vor: „Neukölln bietet für jeden etwas! Kulturen aus über 160 Ländern leben hier in internationaler Vielfalt.“ Wahrzunehmen ist die Bereicherung, die hieraus entsteht, nicht die Gegensätzlichkeit oder Unterschiedlichkeit. Das erinnert mich unweigerlich an eine Textpassage aus “White canvas”: “How you look will decide, what you see!“
Ebenso verhält es sich mit den architektonischen Gegebenheiten in Berlin. „Altes“ und „neues“ architektonisches Können verschmelzen zu einem harmonischen Ganzen, das weder aufgesetzt noch zusammengewürfelt wirkt, sondern vielmehr dazu einlädt, durch die Epochen, durch die Zeit und durch die Geschichte und Geschichten zu wandeln, zu lauschen und zu entdecken.
Ich wünsche Euch ebenso viel Freude dabei, wie ich sie empfunden habe! Ich hoffe, diese wundervoll vielfältige Stadt bald wieder besuchen und noch vieles entdecken zu können! Wenn Ihr mir in der Zwischenzeit jedoch Eure Erlebnisse schildet, kann ich schon ein wenig davon träumen …
Falls Ihr diese Artikel zu Berlin noch nicht kennt, lade ich Euch herzlich ein, Euch weitere Eindrücke von mir schildern zu lassen:
16. März 2014 um 23:21 Uhr
Am Checkpoint Charlie gibt es ein Museum, in dem man einige Fluchtgeschichten und Utensilien begutachten kann und in dem die Zustände während der Mauer recht anschaulich beschrieben sind. Ist lange her, dass ich dort war, würde es aber dennoch empfehlen.
16. März 2014 um 23:50 Uhr
Hallo Naninka, vielen Dank für den Hinweis! Ich habe es gleich noch eingetragen! Hast Du einen Artikel zu Deinem damaligen Berlin-Trip geschrieben? LG Monika
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