Nur ein Wochenende Zeit und trotzdem Lust auf Strand und Meer? Kein Problem, denn unser netter holländischer Nachbar – die Niederlande – bietet nicht nur das, sondern noch vieles mehr und vor allem, nur einen Steinwurf entfernt. Doch auch für den familiären Jahresurlaub kann die Niederlande das perfekte Reiseland sein. Es kommt eben ganz darauf an, welche individuellen Vorlieben man hat und was man sucht.
Zugegeben, eine Schön-Wetter-Garantie bekommt man in Holland in der Regel nicht, aber ganz nach dem Motto, „es bedarf nur der richtigen Kleidung“ – kann man hier so viel unternehmen, erleben und erkunden, dass Langeweile garantiert nicht auftritt.
Daher wird es bei Entdecker(G)reise ganz sicher auch zu den Niederlanden mehr als einen Reisebericht geben! Heute möchte ich Euch mitnehmen, in den südwestlichen Teil der Niederlande, nach West Zeeuws-Vlaanderen, nahe der holländisch belgischen Grenze. Die Anfahrt ist mit drei Stunden Fahrzeit relativ kurz und dennoch findet man sich innerhalb dieser kurzen Zeit in einer vollkommen anderen Landschaft wieder. Ideal ist diese Gegend übrigens – und auch das weiß ich aus eigener Erfahrung zu berichten – für Allergiker. Wenn mich zu Hause die Frühblüher zu sehr drangsalieren, flüchte ich in der Regel für einige Zeit mit dem Wohnmobil nach West Zeeuws-Vlaanderen. Dort habe ich so gut wie nie Beschwerden dieser Art und langweilig wird es mir garantiert auch nicht, obwohl ich diesen Teil von Holland schon seit meiner Kindheit bereise.
Ob Ausritte am Strand, Fahrradtouren auf der wunderschönen North-Sea-Cycle-Route oder einfach nur Entspannen in urigen Strand-Pavillons, alles ist möglich. Wenn wir länger vor Ort sind, ziehen wir den Unternehmungsradius auch gerne schon einmal etwas größer. Dann kommen Ausflüge nach Knokke, Gent, Brüssel, Vlissingen und Middelburg hinzu. Hier kann man Shoppen, Sightseeing-Touren unternehmen oder gemütlich essen gehen. Möglich sind außerdem Ausflüge nach England, von dem nahegelegenen Zeebrügge aus oder wir unternehmen – wie sollte es anders sein – einen Abstecher nach Frankreich, aber davon möchte ich Euch ein anderes Mal berichten. 😉
Heute soll es um die nähere Umgebung von Cadzand gehen, einem kleinen Ort, der sich in den letzten Jahren mächtig entwickelt hat – nicht immer ganz zu seinem Vorteil, aber auch das ist wie immer natürlich ein sehr subjektiver Eindruck.
Unser Ferien-Domizil ist ein wunderschönes Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert, nur 2,5 km entfernt von Cadzand und dem Strand. Ich liebe solche alten und authentischen Häuser, denn wenn man aufmerksam ist, erzählen sie einem ihre Geschichte. So berichtet beispielsweise „Hoeve Welgelegen“, dass er schon sehr stürmische Zeiten erlebt hat, diese jedoch mit seinen zahlreichen offenen Kaminen (die heute leider nicht mehr in Betrieb sind) immer ganz gut überstehen konnte. Auch viele Personen hat er schon beherbergt, notfalls reicht sein „Fassungsvermögen“ auch heute noch für bis zu zehn Personen.
Wenn früher die Hausherren abends in der guten Stube, mit dem edlen Holzboden, zusammensaßen, und von ihrem Tagewerk berichteten, dann konnten die Kinder beruhigt in ihren Betten – im Wandschrank – über diesen Gesprächen einschlafen. Modernes „Rooming-in“ würde man das heute wohl nennen. 😉
Unten im alten Gewölbekeller wurde das Essen aufbewahrt, als es noch keinen Kühlschrank gab. Die dicken Mauern und das Erdreich hielten die Lebensmittel gleichmäßig gut gekühlt, auch wenn`s draußen heiß war.
Im Flur liegt immer noch der schöne alte Steinboden, der die Gäste empfing, um sie in eine der beiden guten Stuben zu führen oder in die gemütliche Wohnküche. Das Muster erinnert an einen wunderschönen edlen Teppich, nur weil das viel zu unpraktisch gewesen wäre, hat man sich eben für diese prächtigen Fliesen entschieden, die auch heute noch nichts von ihrer Schönheit verloren haben.
Die Räume des Hauses erscheinen unzählig und beim ersten Durchgang hat man durchaus das Gefühl, sich verlaufen zu können. Alte Holztüren mit zum Teil noch ganz ursprünglichen Beschlägen führen von einem Raum in den Nächsten. Man findet Zwischenräume, die früher einmal der Vorratshaltung dienten und geheimnisvolle Räume unter Treppenaufgängen, in denen heute eine kleine Bibliothek und eine Spielesammlung auf den Besucher warten.
Eines der Schlafzimmer wartet noch mit einem guten alten Terrakottaboden auf, ein weiteres ist nur über eine schmale Holzstiege erreichbar, die früher möglicherweise einmal auf den Heuboden führte. – Ihr seht, es gibt viel zu entdecken und das Haus hält sicherlich noch so manches Geheimnis versteckt … vielleicht könnt Ihr es ihm ja entlocken, irgendwann, falls ihr auch einmal Lust haben solltet, hier ein paar Tage Ferien zu genießen.
Bei gutem Wetter zieht es uns natürlich an den Strand, der hier in der Gegend ganz besonders schön ist. Selbst im Sommer findet man, wenn man bereit ist, ein paar Meter am Strand entlang zu gehen, immer noch ein Fleckchen für sich, abseits des Tourismusbetriebes. Die meisten liegen lieber in Strandbudennähe, sodass man, wenn man sich ein wenig von diesen entfernt, immer ruhige Plätzchen findet.
Auch Radtouren durch die Dünen gefallen mir in dieser Gegend besonders gut, denn es wurden herrliche Radwegenetze angelegt, die schier endlos erscheinen. Mein Traum ist es ja immer noch, diese North-Sea-Cycle-Route irgendwann einmal komplett zu radeln. Der Knackpunkt dabei: das wären dann insgesamt 5942 Kilometer und bei meiner momentanen Kondition bräuchte ich dafür neben einem Sauerstoffzelt schon einig Monate. 😉 Trotzdem, dieser Fernradweg reizt mich schon seit Jahren. Er zieht sich übrigens durch die Niederlande, Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Großbritannien und wieder zurück zu den Niederlanden. Zugegeben keine Weltreise, aber dennoch durchaus lohnenswerte Reiseländer und die mit dem Rad „erobert“ geben dann sicher auch das Gefühl, eine Weltreise hinter sich zu haben. 😉
Doch nun zurück in unser Ferien-Domizil in Holland. Bei schlechtem Wetter oder in den Abendstunden zieht es uns in der Regel in einen der zahlreichen Strandpavillons. Mein absoluter Favorit ist hier der Strandpavillon Motour. Herrlich gelegen, direkt am Strand, kann man hier bereits am frühen Morgen seinen Kaffee genießen oder eben am Abend bei einem Grimbergen und einem wirklich guten Essen den Sonnenuntergang bestaunen.
Es gibt viele Strandpavillons hier, aber sicherlich wenige, mit einer solch guten Küche, bei dennoch ganz humanen Preisen. Die Köchin, die hier herrliche italienische Gerichte zubereitet, ist gebürtige Sizilianerin, die sich jedoch leider primär in der Saison hier aufhält.
Doch auch sonst kann man im Motour gemütlich einkehren und – in den Zeiten, in denen es keine italienische Küche gibt – ganz klassisch Fritjes, Frikandeln Tosti u. a. Leckereien genießen.
Einen Besuch wert ist sicherlich auch das bei Cadzand gelegene Naturschutzgebiet „Het Zwin“. Im Winter kann man hier herrlich spazieren gehen und im Sommer werden viele interessante Exkursionen angeboten. Der mehr als elf Kilometer lange Sandstrand von Cadzand zählt übrigens zu den saubersten Sandstränden der Niederlande. Außerdem bietet er den geduldigen Entdeckern eine ganz besondere Überraschung – man findet hier tatsächlich Haifischzähne im Sand. Na gut, – ich leider nicht, aber meine Tochter hat wirklich schon eine ganz beachtliche Sammlung dieser Fundstücke, und zwar in allen Größen.
Ich habe immer geschummelt, mir heimlich welche gekauft und dann am Strand irgendwann eines meiner „Fundstücke“ heimlich aus der Tasche gezaubert und laut jubelnd in die Luft gehalten. 😉 Das war mir sonst einfach zu frustrierend. Wer einmal gegen ein Vorschulkind Memory gespielt hat, weiß, wovon ich rede, ein ähnlich frustrierendes Unterfangen! 😉
Cadzand gibt es übrigens gleich zweimal. Bad Cadzand liegt direkt an der Küste und das alte und ursprüngliche Cazand Dorp etwa zwei Kilometer zurück, im Hinterland. Cadzand Dorp ist ein mittelalterliches Ringdorf, in dessen Mitte eine gotische Kirche steht, deren Erbauungszeit auf Anfang des vierzehnten Jahrhunderts geschätzt wird. Auch hier gibt es wieder eine Besonderheit, und zwar brennt in Cadzand Dorp eine ewig brennende Friedensflamme. Neben Cadzand Dorp gibt es nur fünf weitere Orte auf der Welt, in denen diese ewige Friedensflamme brennt! Wer möchte, kann hier eine Botschaft oder Bitte hinterlassen und damit Frieden für sich und die erbitten, die ihm lieb und teuer sind. Haben wir natürlich auch gemacht – klappt aber leider dennoch nicht immer. 😉
Das „jüngere“ Bad Cadzand „rüstet“ – wie bereits kurz erwähnt, auf. Für mich, die ich seit meiner Kindheit an diesen Ort komme, nicht unbedingt ein Vorteil, denn Neuerungen bedeuten immer gleichermaßen auch einen Verlust des Ursprünglichen und Authentischen. Dennoch – und das lässt mich hoffen, dass dies auch künftig noch so sein wird, wer Ruhe und Ursprünglichkeit sucht, der wird zumindest hier und zum aktuellen Zeitpunkt auch noch fündig. Es gibt viel zu entdecken und noch viel zu berichten … doch davon erzähle ich Euch ein anderes Mal! Doch wie sieht es mit Euch aus? Kennt ihr diesen südwestlichen Teil der niederländischen Küste? Habt ihr Tipps und Informationen?
Für Ausfläge empfehle ich Euch noch folgende Artikel:
19. März 2014 um 16:23 Uhr
Oh, wie schön! Genau mein Ding. Hier im Münsterland gab es früher sogenannte „Upkamers“, einen Vorratsraum, halberwege die Treppe hinauf. So entstanden auch ganz verwinkelte – und eben so spannend-geheimnisvolle – Hausarchitekturen.
Sonnige Grüße
Jutta
19. März 2014 um 16:35 Uhr
Hallo Jutta,
ich finde solche alten Häuser auch total klasse. Besonders das „Wandschrankbett“ hat es mir angetan. Ich finde ja die haben früher viel schöner gebaut als heute! Sonnige Grüße zurück … und morgen wird es noch besser! Monika
23. März 2014 um 23:03 Uhr
Die Kondition kommt mit dem Fahren, also auf gehts!
Ich habe einmal zwei Nächte in einem Bauernhaus in Lutjegast verbracht, in der Nähe von Groningen. Dort ging es mir ähnlich mit der herrlichen Natur und auch das Haus an sich ein Traum…
24. März 2014 um 8:22 Uhr
Hallo Naninka,
Du meinst die Radtour. Die kommt erst bei meinem nächsten Holland-Trip … sofern das Wetter mitspielt!
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