Nichts kann den Blick auf die Welt so wunderbar klären, wie eine Woche Auszeit am Meer! Ich hab`s gemacht und kann mich nun wieder voller Elan und Freude meinen alltäglichen Verpflichtungen widmen. Ich liebe und brauche diese Unterbrechungen und dieses Mal hat es mir besonderen Spaß gemacht, denn ich war mit meinen Eltern unterwegs! 82 und 76 Jahre alt, echte Entdecker(G)reise – voller Unternehmungslust, zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Wohnmobil unterwegs und ganz sicher nicht zu alten Eisen gehörend!
Auch wenn ich sämtliche wissenschaftlichen Erkenntnisse hinsichtlich der positiven Entwicklung der Demografie und der wachsenden Lebenserwartung, bei guter Gesundheit, innerhalb unserer Gesellschaft außer Acht lassen würde, bräuchte ich mir nur meine Eltern anzusehen, um zu wissen, dass die Fähigkeit jung zu altern eine reine Frage der inneren Einstellung ist.
Über diese Tatsache hat übrigens einer der führenden Psychologen unserer Zeit bereits Bemerkenswertes berichtet und wer sich für dieses Thema interessiert, der sollte sich einmal die Biografie von Carl Rogers durchlesen. Er hat bis zu seinem Tod Großartiges geleistet und sein größter Wunsch war es, jung zu sterben. Sein Sohn bekundet, dass er sich diesen Wunsch, als er mit 85 Jahren starb, tatsächlich erfüllt hat, denn seine eigene innere Einstellung hat ihn bis zum Schluss jung gehalten. Das ist doch mal eine richtig positive Aussicht, findet Ihr nicht auch?!
Doch nun zurück zur AUSZEIT am MEER!
Gewohnt haben wir in Cadzand. Wie bereits in einem früheren Artikel erwähnt, reise ich schon seit meiner Kindheit in diesen Ort. Vielleicht ist das der Grund, warum mir eigentlich jede Veränderung dort missfällt. Als ich Cadzand kennengelernt habe, was es ein beschauliches kleines Küstendorf mit einem Bäcker einem kleinen Supermarkt, der obligatorischen Frittenbude und vielleicht einem oder zwei Cafés. Das war wirklich schön. Den ersten Schock bekam ich dann allerdings, als sich irgendein Architekt oder Künstler dort austoben durfte und die gesamte „Hauptstraße“ mit „schmückenden“ Betonpfeilern versehen durfte. Das Gesicht von Cadzand wurde nachhaltig verändert und wie ich finde nicht unbedingt vorteilhaft. Auch aktuell wird in Cadzand gebaut, und wenn all diese Ferienhäuser, Appartements und Hotels tatsächlich mit Touristen bevölkert werden, dann wird es mit der Beschaulichkeit in Cadzand wohl endgültig vorbei sein, was ich sehr bedaure.
Dennoch hat Cadzand zurzeit traumhafte Strände zu bieten, die zumindest in der Vor- und Nebensaison zu ausgedehnten Spaziergängen einladen. Wer lieber auf befestigten Wegen unterwegs ist, der kann dies durch eine herrliche Dünenlandschaft tun. „Het Zwin“ ist ein Naturschutzgebiet, durch welches man bis nach Knokke laufen kann (jedenfalls wird das bald wieder so sein, denn momentan wird auch dort umgebaut, sodass man eine größere Umleitung in Kauf nehmen muss, die zu Fuß doch schon eine Herausforderung darstellt).
Ein Vorteil von Cadzand ist jedoch seine Lage, an der holländisch belgischen Grenze. Man kann von hier aus eigentlich in alle Richtungen Ausflüge unternehmen. Wir haben uns dieses Mal für Vlissingen und Sluis entschieden.
… ein Ausflug nach Vlissingen!
Von Cadzand aus sind es nur wenige Kilometer bis Breskens. Von hier aus kann man ganz bequem mit der Fähre nach Vlissingen übersetzen. (Wer möchte, der kann auch sein Rad mi auf die Fähre nehmen.) Die Überfahrt dauert zwanzig Minuten und ist schon ein kleines Abenteuer für sich, besonders, wenn man sie auf dem Außendeck genießt.
Im Hafen angelangt, kann man entweder zu Fuß nach Vlissingen laufen, denn vom Hafen aus führt eine schöne Strandpromenade direkt in den Ort hinein oder man fährt mit der Strandbahn, mit der man auch gleich eine kleine obligatorische Rundfahrt machen kann. Vlissingen rühmt sich übrigens damit, die längste Strandpromenade der Niederlande zu haben, von daher kann es kein Fehler sein, diese auch einmal mit dem Rad zu erkunden.
Vlissingen selbst hat viel zu bieten. Die wunderschöne Architektur, die man überall bewundern kann, versetzt uns zurück, in längst vergangene Zeiten. Alte Hafenkneipen und urige Cafés laden uns ein, alles ein wenig ruhiger und beschaulicher anzugehen. Und eine „Shoppingmeile“ kann zumindest den weiblichen Teil der Besucher stundenlang beschäftigen.
Wer mit Kindern unterwegs ist, besucht vielleicht einmal „Het Arsenaal von Vlissingen“, indem sich kleine und große Helden wie echte Piraten fühlen können.
Mit persönlich hat es ein kleines Café mit dem Namen „Tilly Rose“ besonders angetan. Mein absoluter Geheimtipp für alle Vlissingen-Besucher! Das Café ist besonders gemütlich eingerichtet, mit einer wirklich außergewöhnlichen Liebe zum Detail. Alle Speisen sind „home-made“ und das schmeckt man auch.
Besonders empfehlen kann ich die selbstgebackenen Scones mit Erdbeermarmelade und Sahne – einfach köstlich und mir läuft hier gerade wieder das Wasser im Munde zusammen. Die beiden Damen, die hier bedienen, richten alles wunderbar an, sodass man mit allen Sinnen genießen kann. Kleine Extrawünsche sind kein Problem und man fühlt sich nach allen Regeln der Kunst verwöhnt. Bei gutem Wetter stehen gemütliche kleine Tische vor dem Café in der etwas abseits gelegenen und damit sehr ruhigen Fußgängerzone. Bei schlechtem Wetter genießt man das gemütliche Ambiente im „Tilly Rose“. Ihr dürft hier also ruhig die Zeit einmal vergessen und ein paar Stunden im Tea & Lunchroom verbringen.
Ihr findet das Café im Oudemarkt 8-10, direkt im Stadtkern von Vlissingen.
Auf der Strandpromenade habe ich noch ein Lokal entdeckt, von dem aus man einen wunderschönen Blick auf das Meer genießen kann. Leider sind wir hier aber nicht mehr eingekehrt, weil es für uns schon wieder Zeit war, uns auf den Weg zur Fähre zu machen. Vielleicht kann ich Euch beim nächsten Mal mehr über dieses Lokal berichten.
… ein Ausflug nach Sluis!
Sluis ist eine wunderschöne alte Festungsstadt, direkt an der belgischen Grenze. Geboten werden auch hier wieder eine wunderschöne alte Architektur, gemütliche Cafés und jede Menge Shoppingmöglichkeiten. ABER! Wer es ruhig und beschaulich mag und Sluis in seiner Ursprünglichkeit kennenlernen möchte, der sollte auf gar keinen Fall am Wochenende dorthin fahren. Meiner Erfahrung nach platzt Sluis an den Wochenenden im wahrsten Sinne des Wortes aus allen Nähten. Dann ist das Motto hier sehen und gesehen werden. An den Wochenenden ist es vielleicht schöner, die Gegend um Sluis herum mit dem Rad zu erkunden. Dort erwarten die Naturliebhaber romantisch anmutende Grenzwälle, kleine Grachten mit urigen kleinen Holzbrücken, Alleen und vieles mehr.
Wir haben Sluis in der Woche besucht, einen Bummel durch die kleine, aber sehr schöne Stadt unternommen und uns dann im Café Leonidas verwöhnen lassen. Für mich ein absolutes Muss (!) bei jedem Sluis-Besuch. Hier gibt es die originalen belgischen Pralinen, von denen eine wahrscheinlich so viele Kalorien hat, dass man einen Bergarbeiter damit für einen Tag versorgen könnte … aber egal – es gibt eben Dinge im Leben, die erfordern Opfer und schließlich gibt es ja immer noch die wundervollen Stretch-Jeans.
Wer sich hier einen Kaffee oder Chokomelk bestellt, bekommt nicht einfach nur einen Kaffee oder Chokomelk serviert, sondern gleich ein regelrechtes Verwöhn-Ensemble. Sehr empfehlenswert ist übrigens auch der Schokokuchen. Ich sag`s Euch … einfach ein Gedicht!
Und wem dann nach soviel Süßem wieder der Sinn nach Herzhaftem steht, der kann sich in Sluis gleich mit Fisch und Meeresfrüchten eindecken. Denn hier gibt es eine Fischhalle, in der mittlerweile aber auch Möbel und Blumen verkauft werden. Fangfrisch liegt hier der Fisch auf Eis, wenn auch das Ambiente in diesem Fischmarkt etwas gewöhnungsbedürftig ist.
Ich wünsche Euch wie immer ganz viel Spaß, beim Selbstentdecken und wer jetzt noch mehr über Hollands Küste erfahren möchte, der findet vielleicht in dem folgenden Artikel noch einige Hinweise und Tipps:
Holland, Nordseeküste und ein Bauernhaus aus dem 18. Jahrhundert
12. April 2014 um 8:58 Uhr
Ich hoffe, das ist in der deutschen richtig 😉
vielen dank für die Überprüfung und den schönen Worten
hoffentlich beim nächsten Mal
Tilly Rose
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