23 km pures Wander-Abenteuer und Natur pur. Der Westerwaldsteig wurde nicht umsonst als einer der 15 Top Trails of Germany ausgezeichnet. Im Rahmen des 1. Top Trail Wandertages durfte ich die Etappe von Limbach nach Marienthal wandern und bin restlos begeistert. Das war sicherlich eine Strecke mit der, hinsichtlich ihrer Schönheit und ihrem Abwechslungsreichtum, nur wenige andere Streckenführungen mithalten können.
Naturbelassen, alpin, abseits ausgetretener Wege und mit hohem Abenteuerfaktor … die Etappe zwischen Limbach und Marienthal bietet wirklich alles, was das Wanderherz begehrt.
Nachdem ich bereits am Abend zuvor angereist bin, beginnt mein Westerwald-Abenteuer in dem schönen Örtchen Hachenburg, im Hotel Friedrich. Hier kann ich mich am Vorabend zu meinem (#)TTwandern, bei guter griechischer Küche, noch einmal stärken, bevor ich am nächsten Morgen mit reichlich Proviant ausgestattet vom Inhaber selbst zum Startpunkt meiner Etappe gefahren werde.
Bereits von Limbach aus fasziniert mich der Weg durch seine wirklich wunderschöne Streckenführung und das von Beginn an. Vorbei an dem kleinen Flüsschen Nister geht es mitten über eine mit Blumen übersäte Wiese, bis zu einer Holzbrücke, die den Wanderer direkt über die Nister in den zu dieser Jahreszeit satt grünen Westerwald führt.
Gleich danach wartet der Westerwald-Steig auch schon mit dem ersten Höhepunkt, der Hohen Ley, auf. Die Aussicht und dieses Fleckchen Erde sind so toll, dass ich hier auch gleich zu meiner ersten Rast anhalte, um mein Frühstück bei dieser herrlichen Aussicht, weit über das Nistertal, in aller Ruhe zu genießen.
Das ist Slow Travel und Genuss pur gleichermaßen! Unter der Bank entdecke ich sogar ein „Liebes-Schloss“, was tatsächlich wunderbar zu einem solch magischen Ort passt. Da haben sich die Beiden wirklich das richtige Örtchen für Ihren Liebesschwur ausgesucht!
Trotz aller Schönheit treibt mich das Wissen um die noch vor mir liegende Strecke irgendwann weiter. Auch wenn ich noch nicht weiß, wie langsam ich vorankommen werde, denn Landschaft und Wegführung sind wirklich so außergewöhnlich schön, dass ich immer wieder innehalte, um weitere Fotos zu machen.
Dann führt mich der Westerwald-Steig zu historischen Dachschiefergrube „Assberg“ in Limbach. Hierbei handelt es sich um eine der ältesten Dachschiefergruben des Westerwaldes, deren erste Erwähnung bis in das Jahr 1548 zurück zu verfolgen ist.
Das Tolle daran … man kann jederzeit auf Eisenstiegen in diese Grube hinabsteigen, um diese zu besichtigen. Was mich an dieser Stelle allerdings bedauern lässt, alleine unterwegs zu sein, denn ich traue mich nicht, die Stufen komplett hinunterzugehen und mir die Grube in Ruhe anzusehen. So gehe ich nur die ersten Stufen hinab, gerade so weit, dass ich auch oben „noch alles im Blick habe“. 😉 … Bin eben doch ein kleiner Schisser.
Dennoch genieße ich den Weg in vollen Zügen, bin überglücklich in dieser wunderschönen Natur und freue mich über jeden Meter, den ich mir erwandere!
Nach dem alten Stollen geht es über sehr ungleiche Stufen steil bergab. Hier muss man schon ein wenig aufpassen, diese kontrolliert zu gehen, damit die Kniescheiben auch schön dort bleiben, wo sie hingehören. 😉
Der Weg führt mich weiter, durch den herrlichen Westerwald und begleitet werde ich dabei auf Schritt und Tritt von der Nister. Es bieten sich mir herrliche Ausblicke und eine so friedliche Ruhe, dass es mir tatsächlich schwerfällt, all dies in Worte zu fassen. … Um mich herum nur sattes Grün, ein wundervolles Vogelkonzert und eine atemberaubende Streckenführung. … Vorbei geht es an kleinen Felsen, über Wurzeln und schmale Pfade, zwischendurch immer wieder kleine Kletterpassagen und dann wieder beschwingtes Gehen über den leicht federnden Waldboden.
Ich bin wirklich schon viel gewandert, aber eine so fantastische Streckenführung und das über eine Länge von 23 km, habe ich erst selten erlebt.
Ich erreiche das sogenannte Deutsche Eck der Kroppacher Schweiz, so heißt das Gebiet, welches ich hier heute durchwandere. Hier vereinen sich die Große und die Kleine Nister und bilden somit ein weites Tal, bei dem man wieder einmal einfach innehalten und genießen muss. Überall laden Bänke zur gemütlichen Rast ein und zwei kleine Holzbrücken lassen Wanderer und Mountainbiker trockenen Fußes das jeweils andere Ufer erreichen. Danach geht es weiter durch die Kroppacher Schweiz bis nach Ehrlich, mit dem kleine Lokal „Nisterstrand“. (Da die Bewirtschaftung hier jedoch überwiegend am Wochenende und nach Absprache stattfindet ist es ratsam, sich vorher kurz telefonisch anzumelden.)
Gleich hinter dem Lokal geht der Weg weiter und wartet auch schon wieder mit einem weiteren Höhepunkt, der Spitzen Ley auf. Auch hierbei handelt es sich um einen herrlichen Aussichtspunkt, der bei gutem Wetter einen tollen Weitblick garantiert.
Doch das Beste kommt auch auf dieser wunderschönen Etappe zum Schluss, obwohl ich sagen muss, dass man so etwas in diesem Fall eigentlich überhaupt nicht sagen darf, denn diese Etappe ist tatsächlich eine einzige Aneinanderreihung von Höhepunkten! Anders lässt es sich einfach nicht beschreiben.
Zum Schluss also noch der Weltendepfad. … Gleich zu Beginn – auch wenn man sonst gerne über eine solche Aussage schmunzelt – hier ist Trittsicherheit und Schwindelfreiheit Pflicht, denn dieser Abschnitt hat tatsächlich alpinen Charakter!
Abenteuer pur und ich glaube ich erspare mir hier auch jedes weitere Wort, das muss man einfach gesehen, erlebt und erwandert haben!
Es hat mir einen solchen Spaß gemacht, diesen Abschnitt zu laufen, das kann ich gar nicht beschreiben. Zu Beginn geht es so steil bergauf, dass ich dachte, ich müsse auf allen Vieren weiter. Dann ist der Weg einfach nur ultraschmal, an einer Seite geht es steil bergab und es feht ständig über Stock und Stein, über Wurzeln und Gehölz … der absolute Wahnsinn und pures Wandervergnügen!
Irgendwann gelangt man zu einer kleinen Grotte oder so etwas in der Art … ich gucke rein … vorne alles dunkel … doch dann sehe ich weiter hinten ein Licht. … Keine Ahnung, ob es dort von oben noch irgendeine Öffnung gibt, durch die Licht einfällt … aber … das war mir unheimlich und daher musste ich an dieser Stelle dann erst einmal wieder Gas geben … ich denke aber, das sollte aber lieber unter uns bleiben! 😉 Sicher gibt es da eine ganz einfache Erklärung zu … hab mich aber auch nicht getraut abends im Hotel nachzufragen. … Hm … pssst … ich hoffe Ihr verratet mich nicht!
Jedenfalls habe ich dann den Rest des Weltendepfades in Rekordzeit zurückgelegt und war dann erst einmal dementsprechend platt.
Aber, der Weltendepfad liegt zwar ziemlich am Schluss der Etappe, aber eben nicht ganz zum Schluss und so vielen mir die letzten km dann doch schon etwas schwer und die eine oder andere Überraschung sollte es auch noch geben …
Okay, als der Sturzregen einsetzte, kam ich gerade an einer Bushaltestelle vorbei und dachte mir: „Bingo – dann warte ich eben hier, bis es wieder aufhört zu regnen.“ Belohnt wurde ich dafür dann auch noch mit einem herrlichen Regenbogen!
Die Sonne war wieder draußen und vor mir lagen auch nur noch ca. drei Kilometer – ein Kinderspiel. Doch nach ca. einem Kilometer – ich war mitten im Wald – wurde es dann plötzlich richtig dunkel und ein Gewitter zog auf. Gewitter und ich im Wald?! Gar nicht gut!
Also fing ich an zu joggen, um schnell mein Hotel „Marienthaler Hof“, in Marienthal zu erreichen. Ich freute mich dabei auch sehr darüber, dass mein Etappenziel Marienthal und nicht Marienberg hieß! Das Witzige daran war, dass ich ja während meiner ganzen Wanderung diese App MapptoHike mitlaufen hatte und die stellte in diesem Moment dann Folgendes fest: „Gratuliere, nach sechs Stunden Wanderung hüpfst Du noch durch den Wald wie ein Jumping Caprocorn!“ Brüll! – Klar … mach ich immer … nix Entdecker(g)reise … Jumping Capricorn! Ich jammere auch nie oder bekomme Muskelkater oder Rücken … die App gefällt mir!
Pitschnass bis auf die Knochen habe ich dann mein Hotel Marienthaler Hof erreicht. Hier ging es schnell unter die heiße Dusche und dann wurde bei einem leckeren Gläschen Sekt mit Cassis und einem herrlichen Essen der Verlauf dieses wundervollen Wandertages gefeiert. Zum Hotel selbst und dem Ort Marienthal aber auch noch kurz ein paar Worte. Beides sind für mich absolute Geheimtipps! Im Marienthaler Hof kann man wunderbar nächtigen und die Küche ist vorzüglich. Es gibt eine kleine Karte, mit regionaler Küche und alles wird frisch und top zubereitet. Mein Wunsch vegetarisch zu essen wurde sofort umgesetzt und das in einer Qualität, die ihres Gleichen sucht. Besonders gut hat mir die Außenanlage des Hotels gefallen. Hier kann man herrlich windgeschützt sitzen und Sonne und gutes Essen genießen. Marienthal selbst ist eine kleine Oase mitten im Westerwald. Ein wahrer Ort der Entschleunigung, von dem aus man herrliche Wanderungen unternehmen kann. Damit also durchaus auch einmal für ein Wochenende oder eine Woche Urlaub geeignet. Mir hat dieser kleine verträumte Ort sehr sehr gut gefallen und ich werde sicher noch den einen oder andern Ausflug dorthin unternehmen, zumal man Marienthal sogar mit der Regionalbahn erreichen kann.
Mein Resümee daher für diesen Top Trail Wandertag und für diese Etappe des Westerwald Steigs: Es war herrlich und ich kann Euch alles wirklich nur uneingeschränkt empfehlen!
Wie immer wünsche ich Euch viel Spaß beim Nachwandern und Selbsterleben!
Wenn Ihr wissen wollt, was ich noch alles auf dem Westerwaldsteig erlebt habe …
Coming soon!
Mein herzlichster Dank gilt den Top Trails of Germany und hier ganz besonders der Westerwald Steig Touristik für die Einladung zu diesem Event! Aber auch bei meinen lieben BloggerkollegInnen, die auf den anderen 14 Top Trail of Germany unterwegs waren … das war ein herrlicher Tag und ich freue mich auf ein Wiedersehen, wie bei manchen auf ein persönliches Kennenlernen!
16. Mai 2015 um 9:04 Uhr
#hach – eins zu eins kann ich bestätigen, was Du da schreibst… Habe diese Etappe ja auch letztes Jahr gemacht – und es ist eine fantastische Strecke, nur das letzte Stück nach dem Weltendelfad zieht sich gefühlt ewig, obwohl es tatsächlich gar nicht so weit ist.
Freue mich, dass es dir ebenso gut gefallen hat wie uns letztes Jahr!
Ich bin jetzt gespannt auf meinen bald kommenden Toptrail, den Saar-Hundsrück-Steig
19. Mai 2015 um 12:05 Uhr
Der Saar-Hunsrück-Steig ist auf jeden Fall auch wunderschön … bin einen Teil davon gewandert …
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