Der Sturm ist weitestgehend über Rheinland Pfalz hinweggefegt und ich bin wild entschlossen, die sechste Etappe auch bei stärkerem Wind in Angriff zu nehmen. 15,3 km und 407 Höhenmeter sollen es heute werden. Außerdem bin ich heute das erste Mal ohne Begleitung auf dem Pfälzer Höhenweg unterwegs, ein große Herausforderung, nachdem ich mit Sarah und Maja so tolle Erlebnisse teilen durfte …
Schon in der Frühe lacht die Sonne in das Zimmer meines wunderschönen Hotels Pfälzer Hof hinein und ich kann es kaum erwarten, wieder loszumarschieren. Doch zuerst möchte ich natürlich noch mein Frühstück genießen, das mir hier – mit einem kleinen Osterhasen – besonders liebevoll serviert wird.
Dann geht`s los. Meine Gastgeber bringen mich mit dem Wagen nach Meisenheim und von dort aus wandere ich zurück nach Lauterecken. In Meisenheim beginnt die Etappe am Eisernen Steg und … es war ja kaum zu erwarten, erst einmal geht es wieder steil bergauf! Doch wie immer auf dem Pfälzer Höhenweg lohnt sich auch dieses Mal die Anstrengung und am Aussichtspunkt Juchhe (der heißt tatsächlich so) verabschiede ich mich mit einem wehmütigen Blick von dem schönen Städtchen Meisenheim, mit seiner imposanten Schlosskirche und dem nun hinter mir liegenden Glantal und wandere weiter Richtung Gustav-Merck-Platz.
Danach führt mich mein Weg durch eine kleine Schrebergartensiedlung und mich beschleichen Gedanken das Abschieds, denn meine Zeit der einsamen Wege, auf dem Pfälzer Höhenweg, nähert sich langsam aber sicher dem Ende. Doch noch einmal trumpft der Weg mit allen Höhepunkten auf, die er zu bieten hat. Obwohl man auf dieser Strecke nicht mehr so weit von den am Weg liegenden Orten entfernt ist, wie dies bisher der Fall war, so ist und bleibt der Pfälzer Höhenweg dennoch ein Weg der Naturerlebnisse und der Abgeschiedenheit. Und so begegnet mir auch auf dieser Etappe, außer mehreren Rehfamilien, wirklich niemand. Genau das ist es, was den Pfälzer Höhenweg so außergewöhnlich wie interessant macht. Wer pure Naturerlebnisse sucht, der ist hier goldrichtig!
Ich überquere noch eine Straße und dann geht es wieder weiter und weiter und höher und höher hinauf, bis ich schließlich den Bergkamm erreiche und meinen Weg dort oben fortführe. Die Aussichten, die sich mir hier bieten, sind gigantisch. Der Wind pfeift mir um die Ohren, die Sonne brennt und wieder einmal wandere ich mit einem breiten Lachen im Gesicht (weil ich bei so viel Naturschönheit einfach gar nicht anders kann, als glücklich sein) durch diese herrliche Pfälzer Höhenlandschaft.
Unterwegs sehe ich immer wieder Rehe, die entweder einzeln oder in Gruppen auf den Bergkuppen grasen (oder heißt es weiden?). Auf einer Bank, mit herrlichem Ausblick mache ich eine kurze Rast. Aber, und das ist der Nachteil beim Alleinewandern, dazu fehlt mir alleine die Ruhe. Es ist merkwürdig, aber wenn ich alleine unterwegs bin, dann bleibe ich lieber in Bewegung. Schade eigentlich, aber so hat eben alles seine Vor- und seine Nachteile.
Mein Weg führt mich weiter über eine alte Römerstraße den Höhenrücken entlang, bis es zu einer kleinen Umgehung kommt, deren Sinn ich immer noch nicht verstanden habe. Früher ging hier der Weg wohl weiter geradeaus, jetzt aktuell wird man einen linksseitigen Bogen geführt, der meiner Meinung nach nur ein Umweg ist … ein anstrengender Umweg zudem, weil man erst ein ganzes Stück talwärts geführt wird und dann wieder bis auf den Höhenrücken aufsteigen muss. Hm …?! … Ich hab es gemacht … es war anstrengend … ich hab`s nicht verstanden?!
Aber gut, … das letzte Stück des Höhenrückens ist zumindest heute so windig, dass ich Mühe habe voranzukommen. Auch meine Mütze schützt mich nicht mehr ausreichend vor dem Wind, sodass ich mir zusätzlich die Kapuze meiner Regenjacke überziehen muss, damit mir die Ohren nicht wegfliegen. 😉 Ich liebe ja so ein stürmisches Wetter, aber hier und heute ist es schon auch ganz schön anstrengend, so gegen den Wind anzukämpfen.
Zum Glück geht es irgendwann wieder in den Wald und damit wird es schlagartig windstill und warm. Herrlich! Ich finde diese Etappe ist eine absolute Picknick-Etappe. Hier muss man sich eigentlich eine Picknickdecke und ein Fläschchen Wein mitnehmen und zusammen mit dem übrigen Proviant auf einer der zahlreichen windstillen und sonnigen Lichtungen genießen! Das stelle ich mir einfach nur wundervoll vor!
Ich ziehe weiter, und wie das beim Alleinewandern oftmals so ist, ist mein Kopf plötzlich voller Gedanken, die sich in der Stille und in der Ruhe der Natur Raum verschaffen. Doch diesmal begegne ich weniger mir selbst, als mehr den Menschen, die ich liebe und die bedeutsam für mich sind. Doch vielleicht ist das ja auch nur den Berichten über diesen schrecklichen Flugzeugabsturz der Germanwings-Maschine gezollt.
Ich trage eigentlich immer Stift und Papier bei mir, denn ich empfinde gerade diese Gedanken, die aus dieser Stille, Ruhe und Entspannung erwachsen, als äußerst wertvoll. Zu wertvoll, um sie einfach wieder zu vergessen. – Wahre Erkenntnisse erwachsen meines Erachtens nach grundsätzlich aus Abstand, Ruhe und Entspannung und all das finde ich heute in besonderem Maße hier auf dem Pfälzer Höhenweg.
Irgendwann halte ich an und schreibe mir etwas auf: „Dankbarkeit“ und „Liebe für meine Lieben“ … sind die Worte, die mir immer und immer wieder in den Sinn kommen. Das sind die Gefühle und Erkenntnisse, die mir der Pfälzer Höhenweg heute hier schenkt und die mich schon einige Kilometer begleiten. Und so wie genau dies mir heute geschenkt wird, so schenkt letztlich jede Wanderung etwas. Ich denke das ist der eigentliche Grund und die Faszination des Wanderns. Wenn der Körper in Bewegung kommt, folgt der Geist unweigerlich, wenn wir uns nicht gerade anderweitig ablenken. Körper und Geist sind untrennbar miteinander verbunden und so ist es uns möglich, in dieser entspannten Art des „in Bewegung kommens“ plötzlich diese Stimme zu hören, die uns die Welt erklären kann … unsere Welt wohlgemerkt, … denn es ist unsere Stimme, die wir in dieser entspannten Ruhe vernehmen. Die Stimme unserer ureigenen und tief verwurzelten (Lebens-)Weisheit. Die Stimme, die wir nicht vernehmen können, wenn wir starr unseren Routinen folgen und uns nicht hin und wieder Auszeiten, so wie diese hier, gönnen.
Ich fühle mich auf diesem Höhenweg und hier und heute und gerade jetzt in diesem Moment meinen eignen Himmel tatsächlich nah – auch wenn der Slogan sicherlich niemals mit dieser Intention verfasst wurde. Hier und heute wurde er nur für mich geschrieben!
Mein Herz und meine Seele sind in dieser verschwenderisch schönen Natur voll mit Liebe und Dankbarkeit für dieses kostbare Leben, für dessen Verwirklichung oder Vergeudung nur wir selbst verantwortlich sind. Und ich bin voller Dankbarkeit und Vorfreude auf die Menschen die ich liebe. … Mir kommt der Gedanke, dass ein wenig Abstand hin und wieder den Blick für das Wesentliche wieder ungemein schärfen kann. Was für ein befriedigendes und friedliches Gefühl es ist, so das eigene Leben und das eigene eingebunden sein zu betrachten! Ich genieße – den Weg, diese unvergleichlich schöne Pfälzer Natur, das Wandern und das Glück meiner Empfindungen und Gedanken!
Hattet Ihr auch schon einmal solche Glücksmomente? Ich meine so ganz ohne Drogen?! Nicht dass Ihr nun alle losrennt und der Pfälzer Höhenweg ab nächster Woche übervölkert ist … Aber ganz ohne Quatsch, wer Kopf, Geist und Seele wieder rein und klarkriegen möchte (ganz im Gegenteil zu dem Smogalarm, der dort im Zuge des Alltagsstress oftmals herrscht), wer wissen will, worauf es im eigenen Leben und ganz individuell betrachtet, wirklich ankommt, der sollte sich hin und wieder solche Auszeiten gönnen … Mini-Sabbaticals … kleine Auszeiten für konzentriertes Ausruhen, Weiterbildung (Seelenbildung) und dem Überdenken der weiteren (Lebens-)Ausrichtung … ich jedenfalls liebe diese Auszeiten und möchte sie in meinem Leben nicht mehr missen!
Ich wünsche Euch viele gute Wege der Erkenntnis … meiner war heute der Pfälzer Höhenweg!
Und das ist bisher passiert …
Lust auf eine Woche Fernwanderweg in der Pfalz?
Hotel Klostermühle und Winnweiler – der Start unserer Pfälzer Höhenweg Wanderung
Pfälzer Höhenweg Etappe 1 – von Winnweiler nach Dannenfels
Das Landhotel Berg am Pfälzer Höhenweg
Pfälzer Höhenweg Etappe 2 – von Dannenfels nach Bastenhaus
Pfälzer Höhenweg 3. Etappe – von Bastenhaus nach Rockenhausen
Pfälzer Höhenweg Etappe 4 – Unwetterwarnung und nun?
Pfälzer Höhenweg Etappe 5 – Meisenheim
Das Familienhotel Pfälzer Hof in Lautercken
Ich bedanke mich bei Pfalz Touristik e. V. für die Einladung zu dieser Wanderreise.
13. April 2015 um 12:40 Uhr
Hallo Monika,
danke für den schönen Bericht zum Höhenweg. Ich war genau in der selben Zeit nicht weit weg auf dem Veldenzwanderweg von Thallichtenberg nach Rockenhausen unterwegs. Ja, es hat heftig gestürmt und wir haben unsere Kleidung auf Regentauglichkeit getestet 😉 Was die Landschaft angeht kann ich Deinen Lobgesang teilen- ist echt ein wenig wie im „Auenland“, oder?
Bis bald,
Karin
13. April 2015 um 20:03 Uhr
Hallo Karin,
schade, dass wir uns nicht getroffen haben! Ja die Landschaft ist wirklich toll! Freue mich schon auf viele weitere Wandererlebnisse in der Pfalz!
19. April 2015 um 20:38 Uhr
Danke für den schönen Bericht Ihrer Wanderung. Ich stamme selbst aus der Pfalz, mich hat es aber schon vor ein paar Jahren nach Spanien verschlagen. Trotzdem lese ich immer wieder gerne Berichte über meine „alte Heimat“. Wenn ich auf „Heimaturlaub“ bin, nutze ich auch mindestens einen Tag, um eine Wanderung in der schönen Pfalz zu machen und die Ruhe und Entspannung zu geniessen.
19. April 2015 um 22:38 Uhr
Liebe Andy,
vielen Dank und natürlich freue ich mich sehr, über das, was Du mir hier schreibst! Wenn ich so etwas mit meinen Berichten erreichen kann, dann sind wir mindestens schon zwei, die sich daran erfreuen können! LG Monika
24. April 2015 um 20:46 Uhr
Hallo nach Köln,
mir geht das Herz auf bei diesem Bericht. Ich lebe im Saarland, bin aber in dem hier beschriebenen, wunderschönen Landstrich aufgewachsen und tief verwurzelt. Freue mich sehr, dass es Ihnen gefallen hat.
Liebe Grüße
8. Mai 2015 um 14:30 Uhr
Hallo Hubert,
na das schreit doch förmlich nach einer Verlinkung! 😉 Laß uns mal schauen, wenn ich zurück bin!LG Monika