Die fünfte Etappe des Pfälzer Höhenweges führt über 12,5 km von Rockenhausen nach Meisenheim. Eigentlich eine gemütliche kleine Tour. Doch das aktuelle Sturmtief macht eine Wanderung über die Pfälzer Höhenzüge auch heute leider unmöglich. Ein kurzer Blick in meine Pfälzer Informationsbroschüren und ein Alternativprogramm ist schnell gefunden. Ich besuche das schöne pittoreske Städtchen Meisenheim, an der Glan.
Wie jetzt, Du weißt nicht was pittoresk bedeutet? … Was, echt nicht? … Gibt`s doch gar nicht … ok, ich geb`s zu … ich auch nicht. 😉 Aber gelesen habe ich es, im Reiseführer und ja, Ihr ahnt es, im Zusammenhang mit Meisenheim und außerdem im Zusammenhang mit Lauterecken. Die Pfälzer scheinen dieses Wörtchen zu lieben. Hört sich ja auch gut an 😉 und die Bedeutung ist auch ganz simpel, wen man`s denn weiß. Pittoresk bedeutet malerisch und das ist zumindest Meisenheim tatsächlich!
Die kleinen bunten Häuser der historischen Altstadt, der kleine Buchladen, vor dem der kleine Prinz Wache hält, die freundlichen Menschen, die mir selbst beim Einkaufen bereits jetzt frohe Ostertage wünschen und die wunderschöne Schlosskirche, mit angrenzender Parkanlage. Meisenheim sollte man wirklich nicht verpassen, wenn man in der Pfalz unterwegs ist.
Bevor die nächste Schauer kommt gehe ich erst einmal in den kleinen örtlichen Buchladen, um mir ein schönes Buch zu kaufen. Ich hab in der Vergangenheit bereits die Erfahrung gemacht, dass gerade solche eher dörflichen Buchhandlungen in der Regel eine kleine aber feine Auswahl an Literatur bieten. So werde ich auch hier fündig und kaufe mir das Buch, mit dem spannenden Titel, „Was tue ich eigentlich hier?“ von Nicolas Dierks. Damit bin ich für die nächste Regenschauer gut gewappnet und muss nur noch ein gemütliches Café finden, in das ich mich zurückziehen kann.
Doch zunächst möchte ich die Sonne nutzen, solange sie mir denn hold bleibt. Hier gibt es wirklich viel zu entdecken und ich fühle mich ein wenig an ein altes französisches Dorf erinnert. Viele verwinkelte Gässchen gibt es hier und hinter jeder Ecke wartet eine neue Überraschung. Die Häuser sind zum Teil kunstvoll restauriert, zum Teil haben sie diesen Prozess aber auch noch vor sich. Aber auch das mag ich, denn ich stelle mir gerne vor, welche Geschichten diese Häuser zu erzählen haben, wie viele Generationen sie bereits bewohnten und wieviel Glück und wieviel Leid sie wohl schon erlebt haben. Ich bin auf einem Dorf aufgewachsen und so erinnern mich solche kleinen alten Häuser an diese Kindheit auf dem Land. Die freundlichen Menschen, bei denen wir Kinder jederzeit willkommen waren, diese liebevolle Grenzenlosigkeit im Umgang miteinander. Ebenso empfinde ich es hier und daher genieße ich jeden freundlichen Gruß und jedes freundliche Gespräch, dass hier viel schneller und ungezwungener entsteht, als in den anonymisierten und anonymisierenden Großstädten.
Ich erkunde jedes noch so kleine Gässchen und fühle mich wie ein Entdecker! Manchmal kommt man in einen kleinen Gang, der so aussieht, als ob er in eine Sackgasse mündet, doch geht man weiter, so entdeckt man, dass kurz vor dem Ende eine kleine Abzweigung nach links oder rechts neue Wege eröffnet – auch wieder wie im richtigen Leben … wer zu früh aufgibt oder umkehrt, der verpasst das Beste oder zumindest weitere Möglichkeiten und Alternativen!
Da kleine Örtchen Meisenheim liegt direkt an der Glan, einem wunderschönen kleinen Flüsschen, über das eine alte Eisenbrücke, der Eiserne Steg, direkt weiter auf den Pfälzer Höhenweg führt. Ich spaziere ein Stück an der Glan entlang und genieße die Sonne, deren reflektierende Strahlen sich auf der Wasseroberfläche brechen. Ein herrliches Bild, das sich mir hier bietet. Mein Leben wird momentan nicht von Terminen und Verpflichtungen getaktet, sondern einzig und allein von der Natur. Natürlich war mein ursprünglicher Plan ein anderer und doch nehme ich den Takt, den die Natur mir durch dieses momentane Sturmtief aufzwingt einfach an und kann genau hieraus sogar noch eine ganz besondere Ruhe und Gelassenheit für mich generieren. Wäre dieses Sturmtief nicht über Deutschland hinweggezogen, so hätte ich mir wahrscheinlich dieses wunderschöne Örtchen gar nicht angesehen, hätte nicht dieses philosophische Buch entdeckt und gekauft und hätte nicht diese friedliche Stimmung an diesem kleinen Flussufer gespürt. … Wie weit kann, und sollte man Slow Travel auf die Spitze treiben, um zum wahren Genuss vorzudringen? Und die noch viel bedeutendere Frage, wie weit haben wir uns in unserem alltäglichen Leben bereits davon entfernt?
Langsam zieht sich der Himmel wieder zu und schon spüre ich die ersten Regentropfen auf meinem Gesicht. Ein Stückchen weiter entdecke ich ein schönes Café, das an das Hotel am Wasserrad angeschlossen ist. Hier setze ich mich in den gemütlichen, warmen Wintergarten, bestelle mir ein Stück herrlich frischgebackenen Kuchen und einen warmen Kakao und packe mein Buch aus. Der Regen prasselt gegen die Scheiben und ich genieße Entschleunigung par excellence, auf pfälzische Art. Was für ein herrlicher Tag!
Im Nachhinein kann ich gar nicht mehr sagen, wie lange ich nun hier gesessen habe und mein Buch und die mir dargereichten Köstlichkeiten genossen habe. Irgendwann lockert das Wetter wieder auf, die Sonne kommt raus und ich ziehe vollkommen tiefenentspannt weiter.
Mein Weg führt mich zur Schlosskirche hinauf, die ich mir nun als Letztes noch ansehen möchte. Zunächst schlendere ich durch den kleinen Schlossgarten mit dem herrlichen alten Baumbestand und den wunderschönen alten Steinmauern. Hier wirkt es fast ein wenig wie in einem verwunschenen Märchengarten. Die imposante Schlosskirche überragt das Ganze und vervollständigt das Bild.
In Meisenheim stehen die Kirchentüren übrigens weit offen und man kann dies wundervolle Kirche auch von innen besichtigen und bestaunen. Als besonders imposant empfinde ich die riesige Orgelanlage und die kunstvoll gearbeitete und mit Schnitzereien verzierte Kanzel.
Nach dem Verlassen der Kirche mache ich mich – zumal es schon wieder anfängt zu regnen, auf den Weg nach Lauterecken, wo ich die nächsten zwei Tage in dem wunderschönen familiengeführten Hotel Pfälzer Hof übernachten werde … mein ganz persönliches Highlight während meines Pfälzer Höhenweg Abenteuers. Nicht mein Wander-Highlight, aber mein Wohn-Highlight …
Hier erfahrt Ihr, wie es weitergeht …
Coming soon!
Und hier erfahrt Ihr, was ich bisher auf dieser Reise erlebt habe …
Lust auf eine Woche Fernwanderweg in der Pfalz?
Hotel Klostermühle und Winnweiler – der Start unserer Pfälzer Höhenweg Wanderung
Pfälzer Höhenweg Etappe 1 – von Winnweiler nach Dannenfels
Das Landhotel Berg am Pfälzer Höhenweg
Pfälzer Höhenweg Etappe 2 – von Dannenfels nach Bastenhaus
Pfälzer Höhenweg 3. Etappe – von Bastenhaus nach Rockenhausen
Pfälzer Höhenweg Etappe 4 – Unwetterwarnung und nun?
Ich bedanke mich bei Pfalz Touristik e. V. für die Einladung zu diesem Wander-Arrangement.
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20. April 2015 um 10:36 Uhr
Liebe Monika Baum,
danke für den anregenden Erfahrungsbericht. Ein schönes Beispiel dafür, wie wertvoll es manchmal sein kann, sich gut in einer Situation einzurichten, die sich anders entwickelt als ursprünglich gedacht.
Dass mein Buch dabei eine Rolle gespielt hat, freut mich natürlich sehr – und nun bin ich umgekehrt neugierig auf die Pfalz geworden! Ich freue mich auf weitere Berichte und wünsche viel Freude auf den weiteren Wegen!
Herzliche Grüße,
Nicolas Dierks
22. April 2015 um 14:27 Uhr
Hallo lieber Nicolas Dierks,
das freut mich ja total, dass Du auf meinen Bericht aufmerksam geworden bist und hier kommentierst! Die Pfalz ist wirklich wunderschön und ich wünsche Dir natürlich ebenfalls viel Freude beim Entdecken und philosophieren! 😉 Lieben Dank und ganz herzliche Grüße Monika