Lebensgeschichten interessanter und nicht alltäglicher Menschen empfinde ich immer als äußerst inspirierend, denn es zeugt von viel Mut und gesundem Eigensinn, den eigenen Lebensweg nicht dem Mainstream entsprechend und damit zwangsläufig gegen viele Widerstände auszurichten. Otto Potsch zählt sicherlich zu dieser Art von Menschen. Dennoch kann ich im Nachhinein nicht eindeutig sagen, wer mich mehr beeindruckt hat, er mit seiner Kunst und dem Mut einen Lebensweg einzuschlagen, der ihm, wie allen Künstlern, nicht leicht gemacht wurde, oder sein Sohn, der sich im Schatten dieses Künstlers entwickeln musste und dennoch seinen ganz eigenen Lebensweg gefunden hat.
Ich muss zugeben, mich kann nicht jedes Museum begeistern. Das Bernsteiner Felsenmuseum hat es getan, ich möchte sagen, im gleichen Maße wie das Tate Modern Art. Jetzt mag vielleicht der Eine oder Andere über diesen Vergleich schmunzeln, aber dennoch ist es so …
Für mich stellen beide Häuser nicht einfach nur Exponate aus, sondern sie erzählen außerdem die Geschichten zu diesen Exponaten, und eben diese sind es, die mindestens ebenso interessant sind, wie das Geschick des jeweiligen Künstlers, einzigartige Kunstwerke zu erschaffen.
Im Bernsteiner Felsenmuseum ist es Niko Potsch, der Sohn des Künstlers Otto Potsch, der diese Geschichten erzählt. Sie handeln vom Leben und der Entwicklung des Vaters, der seinen Weg oftmals gegen viele Widerstände gehen musste. Künstler zu sein und dabei gleichzeitig eine Familie zu unterhalten ist sicherlich kein leichtes Unterfangen. Dennoch hat er an seinem Lebenstraum festgehalten, sich weiterentwickelt und es schließlich geschafft, als Künstler anerkannt zu werden.
Ebenso interessant ist es aber, sich in Niko Potsch selbst hineinzudenken. Denn auch er, der diesen großen Lebenstraum seines Vaters miterlebt und zu weiten Teilen sicherlich auch mittragen musste, hat seinen Weg gefunden. Er führt heute, mit seiner eigenen Familie, das kleine Edelserpentinmuseum und hat es damit geschafft, dass mindestens zwei Generationen einer Familie für einen sicherlich nicht gleichen aber zumindest doch ähnlichen Lebenstraum stehen. Das bei einer Führung mitzuerleben hat zumindest mich tief beeindruckt.
Das Bernsteiner Felsenmuseum ist einerseits ein Schaubergwerk, in dem die Bergbaugeschichte von Bernstein und seiner Umgebung erzählt wird und andererseits eine Ausstellung einzigartiger Exponate von Otto Potsch.
Naturgetreue Modelle veranschaulichen die unterschiedlichen Abbauarten des Bernsteiner Edelserpentins, der mit seinen verschiedenen Grünnuancen an chinesische Jade erinnert.
Dem Künstler Otto Posch gelang es schon mit 19 Jahren, ein Meisterwerk zu schaffen, welches in dieser Art einzigartig auf der Welt und nur in Bernstein zu bewundern ist. Zunächst schuf er eine Chinesische Sphärenkugel aus Elfenbein, später aus Edelserpentin. Wer ein solches Werk einmal aus der Nähe betrachtet hat, der ahnt, mit welcher Akribie und Liebe zur Präzision dieser Künstler seine Arbeit verrichtet haben muss. Wie versunken und der Welt entrückt ein Mensch sein muss, derartige Werke zu erschaffen. Dabei zeigt Potsch eine Vielseitigkeit, die sicherlich seinesgleichen sucht. Fantastische Skulpturen aus Edelserpentin entstanden unter seiner Hand. Zusätzlich widmete er sich der Malerei, baute Skulpturen aus Metallgegenständen und schuf eine eigene Fotoausstellung zum Thema „Erstarrtes Leben in Bernstein“.
Eine weitere Ausstellung ist der Geschichte des Baltischen Bernsteins gewidmet. Auch diese überzeugt durch ihre Liebe zum Besonderen und zu Vielseitigkeit. In einzigartiger Art und Weise wird hier aufgeklärt, Kultur und Geschichte aufrechterhalten und kostbare Exponate ausgestellt. Otto Potsch hat sich mit dieser Ausstellung nicht zu Unrecht den Beinamen Bernsteinmagier verdient, doch eigentlich geht von all seinen Werken, wie von seinem Lebensweg eine Magie aus, die den Besucher in seinen Bann zieht, ebenso wie die Art und Weise, wie Niko Potsch und seine Familie diese Geschichte lebendig erhalten und um ihre eigene erweitern.
Das Bernsteiner Felsenmuseum ist vom 01. März bis 23. Dezember täglich geöffnet. Wer das Burgenland besucht, sollte sich die Gelegenheit, diese außergewöhnliche Ausstellung zu sehen, auf keinen Fall entgehen lassen.
Wer wissen möchte, welche weiteren Highlights das Burgenland zu bieten hat, der findet diese in den folgenden Artikeln:
1. (M)eine Reise ins Burgenland
2. Zu Gest auf Burg Bernstein
3. Stadt Schlaining – Entwicklung von der ehemaligen Wehrfeste zur internationalen Friedensburg Schlaining
4. Grusel-Dinner und Dracula-Theater auf Burg Lockenhaus
5. Eine E-bike-Erlebnis-Tour mit Martin Ochsenhofer von Fox Tours – das Burgenland von seiner spaßig – sportlichen Seite
6. Freilichtmuseum Ensemble Geresdorf – Einblicke in das bäuerliche Leben des Burgenlandes
Und natürlich gibt es auch hier tolle Erlebnisberichte über das Burgenland:
Bei Elena von Creativelena, bei Tanja von Wellness-Bummler, bei Angelika Mandler von Wieder Unterwegs und bei Milos Luxus-Lupe … viel Spaß beim Entdecken!
Hinweis: Ich durfte das Burgenland aufgrund einer Einladung von Burgenland Tourismus kennenlernen. Hierfür möchte ich mich ganz herzlich bedanken!
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