Ich hatte das große Glück beim Tweetup zum Musical „Elisabeth – die wahre Geschichte der Sissi“ im Colosseum Theater in Essen dabei sein zu dürfen und muss sagen, für mich war das ein ganz wunderbares Erlebnis und ein fantastischer Abend. Die Aufführung hat mich tief berührt, das Theater ist wunderschön und die Idee von Livekritik, die Beurteilung einer Inszenierung in die Hände der Zuschauer zu geben finde ich ebenso genial, wie gewagt …
Immerhin gehört schon eine Menge Mut und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten dazu, sich dem eigenen Publikum als öffentlichem Kritiker zu stellen. Schließlich werden so nicht nur die Lobeshymnen durch das Netz gezwitschert und über die Social Media Kanäle geteilt, sondern vielmehr liefert man sich außerdem der Gefahr aus, auch negative Stimmen lauter werden zu lassen, als gewünscht.
Doch ich denke von solchen Befürchtungen können sich sowohl die „Macher“ des Welterfolges „Elisabeth“ als auch die Betreiber des Colosseum Theaters in Essen zu Recht freimachen. Denn sowohl das Musical, wie auch das Theater können einfach nur begeistern.
Das Stück aus der Feder von Michael Kunze soll die „andere Seite“ der Sissi zeigen – die eigensinnige (für mich im positivsten Sinne des Wortes) und die kämpferische Seite der lieben Sissi, wie man sie bislang aus Filmen und Büchern kennt. Für mich überhaupt kein Widerspruch und als bekennender Romantiker und Sissi-Fan nur noch ein Grund mehr, die Frau Elisabeth und die Geschichten um sie herum zu bewundern und wertzuschätzen.
Die Fakten
Das Musical Elisabeth gilt als das erfolgreichste deutschsprachige Musical aller Zeiten und wurde bereits in elf Ländern erfolgreich aufgeführt. Dies beruht sicherlich nicht zuletzt auf der äußerst detailnahen Inszenierung durch den Opernregisseur Harry Kupfer und dem wunderbaren Bühnenbild von Hans Schavernoch.
28 Ensemblemitglieder stehen jeden Abend auf der Bühne, 18 Musiker sorgen für die wunderbare musikalische Umsetzung des Stücks, 150 Menschen arbeiten Hand in Hand zusammen, um das Musical immer wieder zu dem Erfolg zu bringen, den es bereits erlangt hat. Im Stück kommen Kostüme, Perücken, Schuhe und Schmuckstücke im Gesamtwert von 1,2 Millionen Euro zum Einsatz.
Die Bühne wird von 140 computergesteuerten Scheinwerfern beleuchtet. Im Stück wird mit einer riesigen beweglichen Feile und einer Drehbühne mit einem Durchmesser von 12 Metern gearbeitet.
Aber all das sind nur Fakten, beeindruckende Fakten, aber sicherlich nicht das, was für uns als Zuschauer wirklich zählt … Kommt schon, … uns geht es doch schließlich darum entführt und verzaubert zu werden … wir möchten eintauchen in eine andere Welt, … möchten miterleben, mitfiebern und mitgerissen werden von unseren eigenen Gefühlen, mit denen wir dabei in Kontakt kommen …
Meine Gefühle beim Elisabeth Musical, im Colosseum …
Ich habe keine Ahnung, wie es den anderen Zuschauern an diesem Abend ergangen ist, denn die waren irgendwann – es muss kurz nach dem Einsetzen des Orchesters gewesen sein – für mich gar nicht mehr existent. Ich war vollkommen alleine dort … mit Elisabeth, … meiner Sissi, mit Franz, der und das muss man hier mal ganz deutlich sagen, als Ehemann eine Katastrophe war, mit dem verführerischen Tod, der Schwiegermutter (so sind sie nun einmal) und all dem wunderbaren was in Elisabeths Leben hätte sein können und all dem schrecklichen, was dieser armen Seele wiederfahren ist.
Ich habe mit geträumt und mit gelitten, war verzaubert und in eine andere Welt versetzt und habe zum Schluss nicht einmal mehr dem eigentlichen „Auftrag“ des Tweetups nachkommen können, weil ich vor lauter Tränen die Tasten nicht mehr erkennen konnte …. Schlimm?! Nein überhaupt nicht, denn das zeigt doch nur, wie genial dieses Musical inszeniert wurde und wird und ich kann nur jedem raten: „Lasst es Euch nicht entgehen! Dieses Musical ist ein ganz wundervolles und einzigartiges Erlebnis!“
Meine Gedanken …
Nicht von dem was ich gesehen oder gehört habe hat mein Bild von „meiner Sissi“ auch nur anrühren können. Ganz im Gegenteil – Elisabeth muss eine starke und intelligente Frau gewesen sein. Sie war zweifelsfrei schön und wusste, was sie wollte. Eine Kombination die es der breiten Masse damals wie heute schwer macht zu so etwas wie Akzeptanz zu finden.
Was Elisabeth wollte, wird in dem Stück „Ich gehör nur mir“ auf den Punkt gebracht. Es war nicht Elisabeth, die das Unmögliche forderte, vielmehr war es ihre Umwelt, die es nicht ertrug und nicht zulassen wollte, dass sich jemand ihren Regeln widersetzt. Dabei handelt es sich keineswegs um ein altes Thema aus einer längst vergangenen Epoche, vielmehr handelt es sich um ein ewiges Menschheitsthema, welches hier durch die Popularität der Protagonistin öffentlich wird und dadurch noch zu viel größeren Widerständen führt, als dies im Allgemeinen schon der Fall ist.
Es geht um die Freiheit des Einzelnen. Um die Freiheit, das eigene Leben nach den eigenen Wünschen und Regeln zu leben. Ein solches Leben anzustreben bedeutet Kampf und Widerstand, damals wie heute, ganz gleich ob Kaiser oder Knecht … darin liegt der Erfolg und die nie enden wollende Aktualität, der Geschichte, dieser bewundernswerten Frau begründet.
Und mal so unter uns gesprochen … der Tod, auch wenn er so gut aussehend wie in dieser Inszenierung daherkommt, ist sicherlich kein erstrebenswertes Happy End, aber wenn die Alternative darin besteht, an (einen) Menschen gefesselt zu sein, der nur den eigenen Vorteil im Auge hat, kommt das doch einer – wenn auch anderen – Art von Tod schon sehr nahe – der Tod der eigenen Seele und all dessen was Lebendigkeit bedeutet! … Ein genialer Schachzug also, sowohl vom Leben als auch von Michael Kunze, der vielleicht nicht nur Schriftsteller, Dramatiker, Buch- und Fernsehautor, Liedertexter und Librettist ist, sondern allem voran auch ein genialer Philosoph … der es mit einem sehr feinen Gespür versteht, das „wahrhaft Seiende“ von der Schattenwelt zu differenzieren.
Jedenfalls ist „seine“ Elisabeth den Weg der Befreiung konsequent gegangen und Kunze hat ihr dankenswerterweise einen wundervoll verführerischen Tod zur Seite gestellt, sodass es sich für mich als Zuschauer – und diese Rückmeldung gebe nicht nur ich – tatsächlich wie ein wohlverdientes Happy End für Elisabeth anfühlt.
Danke lieber Michael Kunze, danke (stellvertretend für alle Beteiligten) dem wundervollen Mark Seibert, als Tod, Kurosch Abrasi, als Luigi Lucheni und natürlich der wundervollen Roberta Valentini, als Elisabeth. Danke auch an Dagmar Borgholte für Ihre engagierte Begleitung sowie Juliane Wünsche und Rod Schmid von LiveKritik, für Ihr Einladung zu diesem wundervollen und unvergesslichen Abend!
Ich wünsche Euch ganz viel Freude und tiefe Emotionen bei diesem wundervollen Musical!
2. März 2015 um 14:31 Uhr
Wenn man den Artikel von dir so liest, dann hat man sofort Lust auch in das Musical zu gehen. Toller Bericht von dir!
2. März 2015 um 14:36 Uhr
Vielen Dank! … Habe nur wiedergegeben was ich empfunden habe, das Musical ist wunderschön!
9. März 2015 um 13:19 Uhr
Das Musical ist wirklich ganz toll. Hab es selber schon drei Mal gesehen – davon 2 x in Wien.